Rezension zu Thilo Scholle, Hugo Haase - Anwalt und Abgeordneter im Zentrum der Sozialdemokratie, 2019 und
Karsten Krampitz, "'... und wir sind unendlich verarmt", Deutschlandfunk 8.10.2019

Vor hundert Jahren wurde einer der bedeutendsten deutschen Politiker des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik ermordet. Aus diesem Anlaß wird noch einmal an seine Leistung erinnert. Das ist auch in anderen Beiträgen geschehen.
Thilo Scholle hat einen Abriß seines Lebens geschrieben, der zuverlässig alles enthält, war Hugo Haase ausgezeichnet hat.
Dieses Büchlein ist geeignet nachzuvollziehen, was dieser Politiker der SPD leistete, vor allem seinen Widerstand gegen den Krieg. Haase war ein Meister des Kompromisses, aber in entscheidende Fragen von einer bewunderungswürdigen, unbeugsamen Konsequenz.1)

Wie es bei solchen Abrissen geht, ist auch manches der Aussage des Buches von Ernst-Albert Seils verlorengegangen, das Scholle als umfassende Biographie über Haase nennt. So ist das z.B. mit dem Kapitel Schulerziehung, das ausführlich den Lehrer Haases und seinen Einfluß beschreibt. Die Leistung der USPD und ihrer Nachfolgeorganisation wird u.a. zu wenig gewürdigt. Aber das tut wenig zur Sache angesichts der Leistungen Scholles, der die Lebensleistung Haases in bewunderungswürdiger Weise zum Ausdruck gebracht hat. Gut ist zum Beispiel, daß Scholle sich auf die zu viel diskutierte Kriegsschuldfrage nicht eingelassen hat. „Die Jüdischen Miniaturen“ sind ein feines Buch geworden. Die heutige SPD könnte von Haase lernen, was in der Politik wirklich wichtig ist und was nicht.
Auch der Deutschlandfunk hat in diesen Tagen aus Anlaß 100sten Todestages Haases ein Feature veröffentlicht.2) Es ist umständlich geschrieben, viele Freunde und Bekannten kommen zu Wort.
Vieles davon ist nicht gerade abgewogen formuliert, Haases Leistung wird es nicht immer gerecht. Die USPD war keine Partei der „geistig Heimatlosen“. Mit Friedrich Ebert, den angepaßten Unterstützern der Mehrheitspartei, ihren Intrigen gegen Haase geht die Darstellung kaum ins Gericht. Statt z. B. Georg Ledebour als Zeitzeugen heranzuziehen, werden alle möglichen Sprecher aufgeboten, darunter solche, die sich kaum als Kenner der Materie zeigen.
Im Folgenden wir noch einmal beschrieben, was bei Haases Wirken wesentlich ist.3)

Fußnoten:
1 Hugo Haase, Anwalt und Abgeordneter um Zentrum der Sozialdemokratie, Hen- trich & Hentrich Verlag, Berlin Leipzig 1919
2 „…und wir sind unendlich verarmt“ - Der vergessene SPD-Vorsitzende Hugo Haase, Deutschlandfunk 8.10.2019, Feature von Karsten Krampitz
3 Weitere Aufsätze aus Anlaß des 100sten Todestages erschienen im Vorwärts, im Freitag, im Kulturportal West Ost, und im Neuen Deutschland; siehe Internetdokumentation